- Petrochemie
- ◆ Pe|tro|che|mie 〈[
-çe-] f.; -; unz.〉 Chemie u. Technik zur Verarbeitung von Erdöl(produkten) [<grch. petros „Stein“ + Chemie]
◆ Die Buchstabenfolge pe|tr... kann in Fremdwörtern auch pet|r... getrennt werden.* * *
Pe|t|ro|che|mie [zu ↑ Petroleum (1)]; Syn.: Petrolchemie: Zweig der chem. Industrie, der sich mit der Gewinnung u. Weiterverarbeitung von org. Grundstoffen aus Erdöl- u. Erdgasfraktionen beschäftigt. Typische Erzeugnisse der P. (Petrochemikalien), die u. a. durch Kracken (insbes. Steamkracken), Alkylierung u. Desalkylierung gewonnen werden, sind Ethylen, Propen, Butadien u. a. Olefine, Benzol, Toluol u. a. Aromaten sowie Synthesegas. Gelegentlich wird unter P. die Chemie der Gesteine verstanden (↑ petr-).* * *
Pe|t|ro|che|mie, die; -:2. (veraltend) Wissenschaft von der chemischen Zusammensetzung der Gesteine.* * *
Petrochemie,Petrolchemie, Zweig der chemischen Großindustrie, der chemische Stoffe aus Erdölprodukten und Erdgas herstellt und damit Bindeglied zwischen Erdölverarbeitung und eigentlicher chemischer Industrie ist. Anlagen der Petrochemie sind entweder in Erdölraffinerien integriert oder in speziellen petrochemischen Werken angesiedelt, die häufig als gemeinsame Tochterfirmen von Mineralöl- und Chemieunternehmen betrieben werden. Die Anlagen zeichnen sich durch große Kapazität und hohen Automatisierungsgrad aus. Die wichtigsten Primärprodukte der Petrochemie sind Äthylen, Propylen, Butadien, Isobuten, Benzol, Toluol und Xylole sowie Synthesegas für die Herstellung von Methanol, Ammoniak, Oxoalkoholen und Essigsäure. Olefine und Aromaten werden durch Steamcracken, in Westeuropa überwiegend aus Rohbenzin (Deutschland 1995: 10,5 % des Mineralölverbrauchs), zum Teil aus Flüssiggas oder Gasöl u. a. Mineralölerzeugnissen (Deutschland 1995: 3,2 % des Mineralölverbrauchs) erzeugt. In den USA ist Äthan aus Erdgas bevorzugter Rohstoff für die Äthylenherstellung. Die aufwendige Trennung der Crackprodukte erfolgt u. a. durch Destillation, Extraktion, Extraktivdestillation und Molekularsiebverfahren. Zur Herstellung von Synthesegas werden bevorzugt Erdgas (Steamreforming) und Schweröle (partielle Oxidation) verwendet. Sekundärprodukte der Petrochemie werden durch Polymerisation (z. B. Kunststoffe wie Polyäthylen, Polypropylen), Oxidation (z. B. Acetaldehyd, Äthylenoxid, Phthalsäureanhydrid), Alkylierung (z. B. Äthylbenzol, Cumol), Hydratisierung (z. B. Isopropylalkohol, Äthylenglykol), Dehydrierung (z. B. Styrol) oder andere chemische Verfahren gewonnen.Als erstes petrochemisches Produkt wurde 1920 in den USA Isopropylalkohol aus propylenhaltigen Raffineriegasen hergestellt. Eine starke Entwicklung der Petrochemie setzte Anfang der 50er-Jahre ein, als Erdöl weltweit in großen Mengen billig zur Verfügung stand. Durch die Petrochemie wurden v. a. Kunststoffe, Synthesekautschuk und Synthesefasern zu Massenprodukten, die viele traditionelle Produkte (z. B. Baumwolle, Glas, Stahl) am Markt zurückdrängten. Nach einem Höhepunkt Ende der 60er-Jahre bremsten stark steigende Erdölpreise und eine Sättigung des Marktes die Entwicklung. Heute basiert die technische organische Synthese zu etwa 80 % auf der Petrochemie, je etwa 10 % entfallen auf die Rohstoffgruppen Kohle (Kohlechemie) und Naturstoffe. Petrochemischer Herkunft sind auch technisch wichtige Anorganika wie Ammoniak und zum Teil Schwefelsäure. Seit der Einführung unverbleiter Kraftstoffe ist die Herstellung klopffester Kraftstoffkomponenten eine wichtige Aufgabe der Petrochemie. Während Ende der 70er-Jahre 95 % der Produktion organischer Petrochemikalien bei den USA, Westeuropa und Japan lagen, treten heute als Produzenten für petrochemische Massenprodukte zunehmend andere Länder auf, von denen einige (z. B. Saudi-Arabien) Wettbewerbsvorteile durch niedrige Rohstoff- und Energiekosten haben. Bei den Industrieländern zeichnet sich deshalb ein Trend zugunsten hochwertiger Spezialprodukte ab.* * *
Universal-Lexikon. 2012.